Schmidt liest Proust
Freitag, 12. Januar 2007

Berlin - VII Die wiedergefundene Zeit - Seite 146-166

Ich hoffe nicht, daß es für die Forscher unter unseren Nachkommen die interessanteste Information in diesem Blog ist: der Müll, den ich heute runtergebracht habe (in einer Extra-Tüte "Mehr extra zum Leben")

1 leeres Glas Halberstädter Würstchen 1 Plasteverpackung Speckziegenkäse 1 verschimmelte Wiener 1 Bananenschale 1 Apfelschale 1 Zellophanverpackung von 1,684 kg Bananen für 3,01 Euro Verkohlte Krümel von irgendetwas aus dem Backofen 1 Verpackung Hohes C "milde Orange" 1 Kohlrabischale 1 Verpackung Dr.Oetker Vitalis Knusper Müsli 1 Verpackung Tip Takis Balkankäse 2 Bananenschalen 1 Clementinenschale ¼ Landbrot in einer Papiertüte 1 Verpackung Landliebe Grießpudding Vanille 1 Verpackung Kalinka Kefir 1 Verpackung Alpro Soya Vanille 1 Clementinenschale 1 flüssig gewordene Banane in einer zugeknoteten Plastetüte 1 Verpackung Landliebe Grießpudding Vanille 1 Beutel Meßmer-Tee "Quelle der Entspannung" 1 Hohes C-Deckel 1 Salat-Plasteschale 1 "Matiss"-Antipasti-Schale ("Aus Liebe zur Tradition!") (Oliven) 1 "Matiss"-Antipasti-Schale ("Aus Liebe zur Tradition!") (gefüllte Peperoni) 1 Papertaschentuch 1 Salatschale Tomate-Feta 1 Plastetüte 1 Bananenschale 10 Papiertaschentücher 1 Packung Garnier Fructus "Anti-Schuppen/Anti-Rückfall" 1 Schneekoppe-"Müesli-Pause"-Mandel-Nuß-Papier 1 Bananenschale 1 Lecrobag-Gummibärchentüte 1 Salatschale "Salat mit Champignons" 1 Verpackung Tip Takis Balkankäse 1 Obst-Cocktail-Schale 1 leeres Glas Tip Kaffeeweißer 1 Packung Garnier Fructis "Für häufiges Haarewaschen" 1 leere Packung Zewa Softis 1 leere Packung Tempo 1 Bananenschale 1 Klorollenpappe 1 Schneekoppe-"Müesli-Pause"-Mandel-Nuß-Papier 1 Bananenschale ½ Stück Tip Deutsche Markenbutter 1 goldenes Geschenkband 5 Papiertaschentücher 1 Beutel Bad Heilbrunner Magen-Darm-Tee 1 Bananenschale 1 Tomatenblüte 1 Beutel Meßmer-Tee "Quelle der Entspannung" 1 leere Packung Tempo

Nachtrag 13.1.: 1 leeres Glas Oberlausitzer Apfelmus 1 Broiler-Papiertüte 1 Plastetüte 1 Plastesalatschale 1 leerer Ayran-Becher "7 Gün"

Seite 146-166 Schockierendes über Charlus. Nach dessen Tod wir Marcel einen lange vorher abgefaßten testamentarischen Brief erhalten, in dem sich Charlus noch einmal zu Morel äußert: "Sie wissen, woher er gekommen ist, zu welchen Höhen – nämlich auf die meine – ich ihn zu erheben gedachte." Morel hatte aber gute Instinkte, sich vor Charlus regelrecht zu fürchten, denn Charlus bekennt in diesem Brief, vorgehabt zu haben, ihn, da er von ihm anhaltend zurückgewiesen wurde, zu töten.

Zur Phänomenologie des Händeschüttelns: "Einen Augenblick jedoch noch, während er sich von mir verabschiedete, drückte Monsieur de Charlus mir die Hand, als wolle er sie zerquetschen, was eine deutsche Eigentümlichkeit aller Leute ist, die so geartet sind wie der Baron, und ein paar Sekunden noch 'massierte' er sie mir, wie Cottard es ausgedrückt hätte, als wolle er meinen Gelenken eine Geschmeidigkeit wiedergeben, die sie durchaus noch nicht eingebüßt haben."

Unter der makellosen Sichel des Monds geht Marcel, wie ein Kalif aus seinem geliebten "Tausendundeine Nacht" durch das düstere und verdunkelte Viertel, und gelangt schließlich auf der Suche nach Bewirtung an ein zwielichtiges Hotel, das auf ihn wie ein Spionagenest wirkt. Ist es Saint-Loup, der eben das Gebäude verläßt? In einer Bewegung, die "wie der Ausfallversuch eines Belagerten wirkte"? Im Foyer unterhalten sich Männer über den Krieg und über einen Gefangenen, den sie mit Schlägen traktiert haben. Ihr Chef ist außer Haus, er besorgt längere Ketten, hier wird anscheinend jemand gequält. "...mit dem Stolz eines Rechtsbringers und dem Lustgefühl des Poeten trat ich entschlossen in das Hotel."

Marcel spioniert selbst ein wenig und sieht den Gefangenen, "an sein Lager gefesselt wie Prometheus an seinen Felsen", die Schläge einer nagelbewehrten Peitsche entgegennehmen und in seinem Blut schwimmen, es ist der Baron de Charlus. Jupien ist auch anwesend und berichtet Charlus, was für Kerle er für ihn aufgetrieben hat. Einen, der Passanten zu Krüppeln geschlagen hat, einen, der bei der Fremdenlegion seinen Sergeanten umgelegt hat. Charlus sind sie aber alle nicht brutal genug, auch nicht der, der in den Mord an seiner Hausmeisterin verwickelt ist. Aber da ist noch der, "der in den Schlachthäusern die Ochsen tötet…" Sie alle wirken auf Marcel ein wenig wie Morel, vielleicht auch einem Idealbild "dessen Gestalt in den Saphir von Charlus' Augen eingeschnitten" ist.

Unklares Inventar: - Ambrine.

  • Klopfpeitsche.
  • In Fresnes gewesen sein.

Verlorene Praxis: - Wie in Irrenhäusern die Leute nur mit Vornamen nennen.

Überraschende Information: - Marcel läßt nebenbei fallen, daß er irgendwann beim Militär war.

Selbständig lebensfähige Sentenz: - "Die Frivolität einer Epoche wird, wenn zehn Jahrhunderte darüber vergangen sind, zur Materie profundester Gelehrsamkeit…"

  • "Immer führt die Anhänglichkeit an das Objekt den Untergang des Besitzers herbei."
  • "Die Frauen erraten das alles und wissen, daß sie sich den Luxus gestatten können, sich denen niemals hinzugeben, die zu nervös gewesen sind, um ihnen in den ersten Tagen das unstillbare Verlangen zu verheimlichen, von dem sie sie nun vollends verzehrt vor sich sehen. Die Frau ist nur zu glücklich darüber, wenn sie jetzt, ohne selbst irgend etwas zu geben, sehr viel mehr empfängt, als sie gemeinhin für ihre Hingabe zu erwarten hat."

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