Schmidt liest Proust |
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Mittwoch, 19. Juli 2006
Seite 22-43 jochenheißtschonwer, 19.07.06, 11:57
Schon am zweiten Tag erste Zweifel am Unternehmen. Der Anachronismus, solche Textmassen zu bewältigen läßt sich nicht wegdiskutieren. Mißtrauen, ob die wirkliche Lust am Text bei Übersetzungen überhaupt aufkommen kann. Dazu draußen 37° und man kann es sich nicht schönreden, daß man nicht wie die anderen Kinder ist und draußen spielt, statt hier zu hocken und zu lesen, was ein anderer über die Sommer seiner Kindheit schreibt. Außerdem kommt der Text schwer in Gang. Tanten und Großtanten beim Mokka-Pistazien-Eis, man weiß nicht, ob es sich lohnt, sich ihre Namen zu merken. Die Tanten kommen nicht gut weg: "Ihre innere Anteilnahme an allem, was mehr oder weniger dem Weltleben verhaftet blieb, war so gering, daß ihr Gehörsinn – als er schließlich seine vorübergehende Entbehrlichkeit begriffen hatte, sobald nämlich bei Tisch die Unterhaltung in einen frivolen oder auch nur banalen Ton verfiel, ohne daß es den beiden alten Damen gelungen wäre, sie wieder auf Gegenstände zu lenken, die ihnen am Herzen lagen – seine Aufnahmeorgane abstellte und sie geradezu einer beginnenden Atropie überließ." Werde mich in Zukunft auch solch einer Atropie überlassen, wenn das Gespräch am Tisch unter mein Niveau sinkt. Schön, wie der Vater leise zur Mutter sagt: "Wie heißt doch der Vers, den ich von dir gelernt habe und der mir in solchen Augenblicken immer eine so große Erleichterung verschafft?" Dafür heiratet man, um jemanden zu haben, dem man solche Fragen stellen kann. Passieren tut nicht viel. Marcel ist "nervös", und beschließt, wach zu bleiben, um seiner Mutter einen gute-nacht-Kuß abzutrotzen, in wilder Entschlossenheit, die Strafe nicht fürchtend, die darin bestehen könnte, daß er in ein Internat gesteckt wird. ... Link ... Nächste Seite
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